Frauen in der Kunst

2021
Elfriede Lohse-Wächtler

Ich bin blöde genug, trotz aller Erfahrungen immer noch zu glauben, dass es doch noch Menschen gibt.

Elfriede Lohse-Wächtler

Zum ersten Mal fiel der Name der Künstlerin Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1940) bei einem unserer Treffen durch Elisabeth Gross

Es war das Bild " Die Blumenalte"!  Die Mischung von Verwelktheit, Geduld, Aussichtslosigkeit, Armut, Trauer und Einsamkeit. Dies zog mich dermaßen in den Bann, dass ich über Elfriede Lohse Wächtler mehr wissen musste.

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Das Thema “Wut und Verzweiflung“, spürbar in ihren Bildern sowie  in ihren Äußerungen wurde ausschlaggebend für Ulla Dohmens künstlerische Auseinandersetzung mit Elfriede Lohse-Wächtler.

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Für Beate Kratt gab der über den Bildrand des Bildes `Die Blumenalte´(Elfriede Lohse – Wächtler) verlaufende, farbliche Wasserfleck den inneren Impuls für ihre Arbeit  `... über den Rand....´.

Ihre Biografie spiegelt für uns die Schwierigkeiten wieder, mit denen Künstlerinnen früher und z.T. auch heute noch zu kämpfen haben:

  • Abhängigkeit (emotional wie finanziell von Familie/Partner)
  • Unverständnis über rollenunspezifische Lebensentwürfe
  • Fehlende Anerkennung und Unterstützung aus privatem wie gesellschaftlichem Umfeld
  • Unzureichende finanzielle Förderungen und Möglichkeiten

Elfriede Lohse-Wächtler erlitt dazu noch die Verbrechen der Nationalsozialisten .:

  • Entmündigung und das Wegsperren in eine Anstalt
  • Sterilisation
  • Euthanasie

Der Impuls, mich skulptural mit der jungen Künstlerin nach einem Selbstportrait zu befassen. entstand mit der  Frage: Wie würde sie aussehen,  wenn sie alt geworden wäre? 

Daraus entstand ein Werk , indem der Betrachter Elfriede Lohse-Wächtler dreinmal in unterschiedlichen Lebensabschnitten begegnen kann. Aufgrund ihrer Ermordung 1940 in Pirna-Sonnenstein hat sie das dargestellte Alter nie erreicht.

(Elisabeth Gross)

Elfriede Lohse-Wächtlers Werk „Aufschreiende Gruppe“ (1931) drückt für mich ihre persönliche Wut, Ohnmacht und Verzweiflung aus. Mein Bild „Weiblicher Torso“ 2021 nimmt dazu Stellung.  

Ein Torso als Zeichen gesetzt, weiblich, aufstrebend, mit gestreckten Armen, fragmentarisch, unvollständig, verletzt, im Herzraum wie im Genitalbereich. Der Torso als Gefäß, als Amphore: empfangend wie gebend. Der Hintergrund: Türkis/Petrol, ein gesprengter Farbauftrag mit Schwarz, dunkel, schillernd, auflösend wie lebenszerstörend.  Der Torso: schreiend Rot/Magenta wie Liebe, Körperlichkeit, Leidenschaft, Fruchtbarkeit und Blut.  

(Ulla Dohmen)

Meine Arbeit ist eine Annäherung an eine Künstlerin, die `nur malen wollte´, 

Stattdessen war Elfriede Lohse - Wächtlers Leben geprägt von vielen unheilsamen Begegnungen und Beziehungen.  Daraus resultierten einerseits Bewegungslosigkeit, Enge und Aussichtslosigkeit, aber auch ihr beständiger Kampf um die eigene Freiheit. Diese wurde ihr 1940 durch ihre Tötung grausam genommen.

Mit den benutzen Materialien, wie Bienenwachs Holz, Leinwand und Metall möchte ich auf Elfriede Lohse - Wächtlers Leidenszeit hinweisen und auf ihr existenzielles Ringen um ein Leben als Künstlerin, um ihr So-Sein.

(Beate Kratt)

 

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